Kammermusik

Azahar Ensemble

8. Kammermusik

Was das Quartett in der Streicher-Kammermusik, das ist das Quintett – die Kombination von Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott – bei den Bläsern: die Standardbesetzung schlechthin. Als Begründer der Gattung gilt der gebürtige Böhme Anton Reicha, der in Paris vier Serien von je sechs Bläserquintetten, aber auch einige Einzelsätze für die ungewöhnliche Besetzung mit solistischem Englischhorn und vier Bläsern veröffentlichte. In dem um 1819 entstandenen Andante F-Dur ist das Englischhorn wie die Singstimme in einer Arie geführt, während die übrigen Spieler das imaginäre Orchester bilden.

«La oración del torero»– in seiner Komposition von 1925 behandelte Joaquín Turina einen traditionell spanischen Gegenstand, allerdings ganz anders als etwa Bizet in seiner Carmen. Nicht Kampf und Tumult in der Arena führt die Musik vor, sondern einen demütigen Stierkämpfer, der für sein Leben betet, ehe er sich seinem Schicksal stellt. Die Einflüsse andalusischer Volksmusik sind zu hören, ebenso jene des französischen Impressionismus. Turina schrieb das Stück für ein Lautenquartett, arrangierte es aber auch für Streichquartett. Eigens für das Azahar Ensemble schuf José Luis Turina, ein Enkel des Komponisten, eine Bläserquintett-Version.

Im 18. Jahrhundert nahmen französische Komponisten die Pavane, einen alten Schreittanz aus Italien, gern in ihre Gedenk- oder Trauermusiken auf. Auch Maurice Ravels viel später entstandene Pavane könnte man als ein solches Stück verstehen. Schliesslich bedeutet der Zusatz «pour une infante défunte» wörtlich «für eine verstorbene Infantin». Der Komponist selbst erklärte den Titel jedoch so: «Es ist kein Trauergesang für ein totes Kind, sondern eher die Vorstellung einer Pavane, wie sie von solch einer kleinen Prinzessin wie Velásquez sie am spanischen Hof gemalt hatte, wohl hätte getanzt werden können.»

Jürgen Ostmann

Konzertprogramm

Anton Reicha 1770-1836
Andante pour le Cor Anglais in Fa Majeur (07')

Maurice Ravel 1875-1937
Ma Mere l'Oye (15')

Pause (05')

Joaquín Turina 1882-1949
«La Oración del Torero» op. 34 (Bearbeitung: José Luis Turina) (08')

Henri Tomasi 1901-1971
Cinq Danses Profanes et sacrés (1936) (15')

AZAHAR ENSEMBLE

André Cebrian Garea Flöte
María Alba Carmona Tobella Oboe
Miquel Ramos Salvadó Klarinette
Antonio Lagares Abeal Horn
María José García Zamora Fagott

Nach Preisen beim renommierten ARD-Wettbewerb in München begann das Azahar Ensemble 2014 eine internationale Karriere, die es in viele renommierte Konzertsäle geführt hat, wie z. B. den Musikverein in Wien, die Philharmonie in Berlin, das Prinzregententheater in München, die Philharmonie in Essen, das Mozarteum in Salzburg und das Festspielhaus in Baden-Baden. Das Bläserquintett wurde 2010 gegründet und studierte mit einem Stipendium der Stiftung BBVA und des Spanischen Nationalen Jugendorchesters beim Fagottisten Sergio Azzolini an der Hochschule für Musik in Basel. 2011 erhielt das Ensemble eine Auszeichnung beim Schweizerischen Kammermusikwettbewerb ORPHEUS und ein Jahr später gewann es den 2. Preis beim Musikwettbewerb El Primer Palau (Barcelona). Alle fünf Instrumentalisten werden regelmässig eingeladen, in renommierten Orchestern zu spielen, darunter das London Philharmonic Orchestra, das Dallas Symphony Orchestra, das Orchester der Oper Barcelona, das Philharmonische Orchester Lübeck, das Münchener Kammerorchester, das Sinfonieorchester Basel, die Camerata Bern und das Kammerorchester Basel. Das Azahar Ensemble hat Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk, den SWR, Deutschlandfunk Kultur, Radio Clásica España, SRF2, France Musique und Catalunya música eingespielt. Die 2018 erschienene Debut-CD des Quintetts mit Werken von Joaquín Turina begeisterte die internationale Presse. Benannt hat sich das Azahar Ensemble nach den weissen, aromatischen Orangenblüten, die typisch für Südspanien sind.